„Schonende“ Konfliktbewältigung: Sicherheitsdienstleister Reinhold Göbel schaut in Bad Krozingen nach dem Rechten.
BAD KROZINGEN. Obwohl keine Großstadt, ist auch Bad Krozingen längst keine Insel der Seligen mehr. Probleme mit Vandalismus, Lärmbelästigungen bis hin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen im öffentlichen Raum machen auch vor einem Kurort nicht halt. Reinhold Göbel, der einen privaten Sicherheitsdienst betreibt, schaut in Bad Krozingen nach dem Rechten – unter anderem im Auftrag der Stadt und der Kur und Bäder GmbH. Sein Konzept: Kommunikation statt martialisches Auftreten. Und der Einsatz eines tierischen Partners.
Kein Zweifel: Reinhold Göbel ist ein Typ, der Autorität ausstrahlt. Ein ruhiger, ernster Mann mit festem Händedruck und einem offenen Blick. Keiner, der sich aufpumpen muss; keiner, der Einschüchterung als Mittel zum Zweck einsetzt. „Es ist wichtig, dass keine Aggressionen rüberkommen“, lautet Göbels Credo, und er erzählt von Situationen, wenn er alleine mit seinem Hund in eine Gruppe von Jugendlichen kommt, wo die Stimmung explosiv ist. „Wenn Sie da nicht richtig agieren, kann viel schief gehen“, sagt Göbel. Viele in seiner Branche seien „zu konfliktfreudig“, dabei komme es in seinem Job vor allem auf Kommunikationsbereitschaft an. „Das heißt nicht unbedingt, dass ich auf jemanden ohne Punkt und Komma einschwätze. Das kann auch heißen, sich zurückzunehmen, Ruhe und Gelassenheit in eine Situation zu bringen. Man muss locker rüberkommen“, ist Göbel überzeugt.
Eine Philosophie, die offenbar ankommt. Die Kur und Bäder GmbH setzt Reinhold Göbel vielfältig ein: Er sichert mit seinem Team Großveranstaltungen wie das Open Air im Park, schaut nachts im Kurpark nach dem Rechten und kommt auch in die Vita Classica, wenn dort Badegäste auffallen, die partout nicht zum Ambiente eines Wohlfühl- und Entspannungsbades passen wollen. „Herr Göbel hat eine sehr deeskalierende Art“, sagt Markus Matz von der Kur und Bäder GmbH, „das passt einfach zu uns.“
Göbel, der bei Bedarf mit einem eigens zusammengestellten Team agiert, erwartet diese Philosophie auch von seinen Mitarbeitern. Wer sich in Gorilla-Pose am Eingang der Vita Classica aufstellt, „kann bei uns nicht mitmachen“, erklärt der Sicherheitsexperte.
Der Wille, kritische Situationen möglichst „schonend“ zu bereinigen und jedwede Eskalation zu vermeiden, bedeutet indes nicht, dass Reinhold Göbel und seine Männer im Ernstfall wehrlos wären. Alle sind intensiv geschult in fernöstlichen Nahkampftechniken – und körperlich fit sowieso. „Sportliche Typen“, sagt Göbel, auf deren Auswahl er viel Wert lege, wie er immer wieder betont. „Ich arbeite nicht mit Leuten, die ich nicht kenne.“
Seine engsten Mitarbeiter freilich begleiten ihn nicht auf zwei, sondern auf vier Beinen. Die Arbeit mit Hunden ist der Aspekt seines Berufs, der ihm ganz offensichtlich am meisten Spaß macht. Schon als Kind hat Göbel beobachtet, wie Hunde so trainiert werden können, dass sie zu wertvollen Partnern des Menschen, auch und vor allem in kritischen Situationen, werden können. „Von da an war klar: Ich werde Hundeführer.“
Göbel ist überzeugt: „Mit einem Hund können Sie diesen Job viel, viel effektiver machen.“ Nicht nur, dass ein Hund im Ernstfall noch wirkungsvoller vor Übergriffen Schutz bieten kann. Die feinen Sinne des Tieres ermöglichen es dem Hundeführer, eine Situation viel schneller und genauer einschätzen zu können – was im Extremfall überlebenswichtig sein kann. Dadurch gewährt der Hund seinem menschlichen Partner eine Sicherheit, die dieser wiederum nutzen kann, um die nötige Ruhe auszustrahlen, die man braucht, um eine haarige Situation möglichst geräuschlos zu entschärfen. Allerdings stellt Göbel klar: „Auch der Hund muss für diese Aufgaben hervorragend geschult sein.“ Da liegt es nahe, dass er seine Jahrzehnte lange Erfahrung im Umgang mit den Vierbeinern auch anbietet, um fremde Hunde auszubilden.
Seine Laufbahn führte den von der IHK geprüften Sicherheitsdienstleister unter anderem zum Werkschutz bei IBM in Stuttgart, doch Reinhold Göbel ist ein Typ, der lieber auf eigene Rechnung arbeitet. In Bad Krozingen sieht der 47-Jährige durchaus Bedarf an seinen Sicherheitsangeboten. Die Zusammenarbeit mit den staatlichen Ordnungshütern in der Region bezeichnet Göbel als ausgesprochen gut – er selbst ist im Notfall auch immer wieder mal „überbrückend“ tätig, um eine Situation unter Kontrolle zu halten, bis die Polizei eintrifft.
Für Bad Krozingen, das als Kurort besonders sensibel mit dem Thema Sicherheit umgehen muss, könnte der Einsatz von Sicherheitsdienstleistern wie Reinhold Göbel in Zukunft womöglich noch wertvoller werden. Bislang wird Göbel – auf Empfehlung der Kur und Bäder GmbH – auch hin und wieder von der Stadtverwaltung selbst angefordert. Ob sich aus diesen Einzel-Einsätzen ein weitergehendes Konzept entwickeln lässt, sei ein Thema, mit dem sich der Gemeinderat im kommenden Jahr beschäftigen werde, meint Roland Hinderle, der im Rathaus unter anderem für Sicherheit und Ordnung zuständig ist.
Derweil möchte Reinhold Göbel sein Engagement auch auf dem privaten und gewerblichen Sektor ausbauen. Zusammen mit einer Spezialfirma aus Emmendingen bietet er Alarmsysteme an, bei denen im Notfall seine Dienste oder die seiner Mitarbeiter aktiviert werden. „Wenn ein Alarm ausgelöst wird, wird der sofort auf mein Handy umgeleitet“, erklärt Göbel, der darauf hinweist, dass solche Anlagen unter Umständen nicht nur ein reines Privatvergnügen sind. „Bei manchen Unternehmen verlangen die Versicherungen auch ein derartiges Alarmsystem.“
Alexander Huber
Quelle: Badische Zeitung